Diäten stehen im Vordergrund
Diätmaßnahmen bleiben auch heute ein wesentlicher Bestandteil jeder Adipositastherapie. Die Reduktion der Energieaufnahme muss ausgewogen und mit langfristiger Perspektive erfolgen. Ziel jeder Gewichtsreduktion ist eine Reduktion des Körperfetts bei weitgehender Erhaltung der Funktions- und Strukturproteine.
Man unterscheidet verschiedene Diätformen, wobei hier nur die Grundzüge kurz angerissen werden können. Zur praktischen Umsetzung ist die Zusammenarbeit mit Diätassistentinnen unbedingt zu empfehlen.
Die kalorienreduzierte Mischkost sollte ein Energiedefizit von mindestens 500kcal pro Tag erzeugen und zu 50-55% aus Kohlenhydraten, zu 20% aus Eiweiß und zu 15-20% aus Fett bestehen.
Reduktionsdiäten haben per definitionem einen Energiegehalt von nur 700 bis 1.000kcal pro Tag und sollen mindestens 25%, höchstens jedoch 50% Eiweiß enthalten. Der Fettgehalt am Gesamt-Brennwert darf 30% nicht überschreiten. Der Ballaststoffgehalt soll sich zwischen 10g und 30g pro Tag bewegen. Weiters müssen natürlich auch hier, wie in allen Diätformen, ausreichend Vitamine, Spurenelemente und Mineralien enthalten sein.
Extrem hypokalorische Diäten dürfen nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Sie enthalten 450-700kcal/die und müssen aus mindestens 50g Eiweiß, 45g Kohlehydraten und 7g Fett bestehen, wobei hier Vitamine und Spurenelemente substituiert werden sollten. Diese Diätformen dürfen maximal vier bis sechs Wochen verwendet werden, und auch das nur bei Hochrisikopatienten, bei denen aus medizinischen Gründen eine schnelle Gewichtsabnahme unabdingbar erscheint.
Modifiziertes Fasten sollte nur ab einem BMI von 35,0 und nach Möglichkeit unter stationären Bedingungen durchgeführt werden. Hier lassen sich hohe Gewichtsverluste erreichen, die bis zu 80% aus Fettgewebe bestehen; besonders Hochrisikopatienten profitieren von dieser Maßnahme.
Kommerzielle Programme zur Gewichtsreduktion sind nur dann zu empfehlen, wenn lediglich Grad I (BMI zwischen 25 und 29,9) vorliegt und keine Begleiterkrankungen bestehen. Hier ist dann auch keine ärztliche Aufsicht erforderlich.
Außenseiterdiäten können generell nicht empfohlen werden, da sie zumeist in der Nährstoffzusammensetzung nicht balanciert und wissenschaftlich nicht begründbar sind.
Bewegung
Bewegung ist ein wesentliches Element jeder Gewichtsreduktion, da der erhöhte Energieverbrauch vor allem auf Dauer mithilft, die erreichte Gewichtsreduktion zu halten und den Gesundheitszustand zu verbessern. Personen in Industrieländern nehmen zwischen dem 20. und dem 60. Lebensjahr im Durchschnitt 20kg zu, wenn sie körperlich inaktiv sind; bei körperlicher Aktivität ist diese Zunahme viel geringer.
Eine Verhaltenstherapie ist vor allem für den Langzeiterfolg einer Gewichtsreduktion wichtig. Es geht dabei um die Verstärkung der Selbstkontrolle, Verhaltenstraining, kognitive Therapie, das Erlernen von Stimulus-Kontrollstrategien, Stressmanagement und vieles mehr. Der Aufbau einer langfristig realisierbaren Selbstkontrolle ist das Therapieziel.
Wann können Medikamente helfen
Die medikamentöse Therapie zur Reduktion der Adipositas verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll sie die Phase der Gewichtsreduktion unterstützen, zum anderen die Phase der Gewichtserhaltung erleichtern. Jede Pharmakotherapie muss in ein multimodales Therapiekonzept eingegliedert werden und ist andernfalls sinnlos und zum Scheitern verurteilt. Grundsätzlich stehen zwei Ansätze zur Verfügung:
einerseits die Hemmung der Fettaufnahme im Darm
andererseits durch Reduktion des Hungergefühls.
Die operative Therapie ist vor allem den Patienten mit Adipositas Grad III vorbehalten, wenn sie seit mehr als drei Jahren besteht. Operationstechniken wie gastric banding sind heute bereits chirurgische Routine und wirken dann hervorragend, wenn sie, ebenso wie eine medikamentöse Therapie, in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebunden werden.
Wissenschaftliche Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik,
Univ.-Klinik für Innere Medizin III, AKH Wien
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