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Neuartige Aortenchirurgie aus Graz

An der Medizinischen Universität Graz wird eine neue Operationsmethode für eine schwere Erkrankung der Hauptschlagader angewandt, die in China großes Interesse hervorruft. Der Chirurg Peter Oberwaldner wurde zu einer Gastprofessur nach Shanghai eingeladen, um die Technik der isolierten Hirnperfussion bei Aortendissektion zu lehren.

Zudem wirkt die Abteilung für Herzchirurgie seit kurzem als erste österreichische Abteilung am "IRAD" (International Registry of Acute Aortic Dissection) mit, das die zentrale, weltweite Datenerfassung zur frühen Erkennung von Aortenkrankheiten ermöglichen soll.

Erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutfette und Rauchen, aber auch angeborene Bindegewebsschwäche (z.B. beim Marfan-Syndrom) können zu einer Spaltung der Aorten-Innenwand führen: Blut strömt zwischen die Gefäßwandschichten. Liegt der Einriss nahe der Aortenklappe, muss der Patient schnellstens operiert werden, weil das Herz durch den Blutkuchen eingeengt wird oder die Abgänge der hirnversorgenden Gefäße zusammenpresst und verschlossen werden können. Liegt der Einriss am Beginn des absteigenden Teiles der Aorta Richtung Bauchraum, sind die Abgänge der Eingeweidearterien bedroht, die u.a. zu Milz, Leber, Magen und Niere führen.

Die klassische Behandlung liegt in der offenen Operation, die mehrere Stunden dauert und für Patienten sehr belastend ist: Nach der Öffnung des Brustkorbes wird der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen und in einen künstlichen Herzstillstand versetzt. Der Körper wird auf 18 Grad Celsius abgekühlt und das Gefäßteil durch eine Gefäßprothese ersetzt. Die Besonderheit der Grazer Methode liegt darin, dass bei dem Kreislaufstillstand das Gehirn isoliert durchblutet werden kann. Dadurch muss die Körpertemperatur nur auf 26 bis 28 Grad Celsius gekühlt werden.

"Vorteile sind die kürzere Operationszeit und die Verhinderung möglicher postoperativer Komplikationen, wie verstärkte Blutungsneigung oder pulmonale Probleme, die durch eine tiefere Herabsetzung der Körpertemperatur hervorgerufen werden können", so Oberwalder. An anderen österreichischen Zentren wird eine ähnliche, aber großteils technisch aufwendigere Methode eingesetzt.

In Europa rechnet man mit jährlich 3.000 Dissektionen: "Die geschätzte Zahl verdeutlicht einmal mehr die Notwendigkeit einer kontinuierlichen und übergreifenden Erfassung von Dissektionen, wie es sich die "IRAD" zum Ziel gemacht hat, so Oberwalder. In Graz wurden 170 Eingriffe seit 2000 vorgenommen, davon wurde bei 50 Patienten die Operation im Kreislaufstillstand durchgeführt. Möglich sind auch minimalinvasive Eingriffe: Dabei wird eine Gefäßprothese (Stentgraft) durch einen Schnitt in der Leiste in die Schlagader eingeführt und unter Röntgenkontrolle bis zur geschädigten Stelle vorgeschoben.




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