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Sodbrennen-Therapie hilft bei Asthma
Jedem zweiten Asthmapatienten könnte mit einer Sodbrennen-Therapie geholfen werden

Dr. Schwab Einen in Österreich neuen Weg in der Behandlung von Asthma geht die Chirurgie am Krankenhaus Krems. Bei rund 50% der erwachsenen Asthma-Patienten ist der Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre (Reflux) die Ursache von Asthma oder verstärkt die Symptome. Wird das Sodbrennen behandelt, verschwindet das Asthma in vielen Fällen ganz, fast immer tritt eine Linderung der Symptome ein.

Auf Einladung von Univ.-Doz. Dr. Gerhard Schwab, Leiter der Abteilung für Chirurgie am Schwerpunktkrankenhaus Krems, diskutierten am 18. Juni Lungenfachärzte, Chirurgen und Fachärzte für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenterologen) in der Kunsthalle Krems über die optimale Behandlung bei Reflux-bedingten Asthma.

Ein dringender Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Reflux und Asthma besteht dann, wenn Asthma-Beschwerden erst im Erwachsenenalter oder gleichzeitig mit Sodbrennen auftreten. Auch nächtliche Asthma-Anfälle sind ein Indiz dafür, weil im Liegen der Rückfluss des Mageninhalts in die Speiseröhre (Reflux) zusätzlich verstärkt wird. Zeigen auch herkömmliche Asthmatherapien unzureichende Wirkung, dann sollte abgeklärt werden, ob eine Refluxkrankheit vorliegt.

"Viele Ärzte denken bei Asthma nicht an Sodbrennen", so Prim. Univ.-Doz. Dr. Werner Weiss, Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung am Krankenhaus Rudolfstiftung Wien und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Magen-, Darm- und Lebererkrankungen, "eine Intensivierung und Standardisierung der Zusammenarbeit zwischen Lungenfachärzten, Chirurgen und Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen ist daher zwingend notwendig".

Univ.-Doz. Dr. Gerhard Schwab, Leiter des an der Chirurgie Krems angesiedelten Kompetenzzentrums für Sodbrennen, weiß aus Erfahrung: "Es lässt sich unschwer erkennen, dass eine optimale Betreuung der Patienten nur bei enger interdisziplinärer Zusammenarbeit möglich ist. Die Chirurgie Krems hat diesbezüglich schon in mehreren Bereichen gezeigt, wie es funktionieren kann, zuletzt mit der Klinik für Onkologie am AKH in Wien." Dieser interdisziplinäre Zugang ist auch ein weiterer Schritt in der guten Zusammenarbeit zwischen der Chirurgie Krems und dem Pulmologischen Zentrum Grimmenstein unter der Leitung von Prim. Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Pohl, der auf der Ärztetagung in der Kunsthalle Krems auf die Bedeutung der Lungenbeteiligung bei Sodbrennen eingehen wird.

Die genauen Zusammenhänge zwischen Asthma und Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre sind noch nicht bis ins Letzte geklärt. Die Wissenschaftler haben Hinweise darauf, dass der zurückfließende Magensaft den Vagusnerv (10. Hirnnerv) reizt, der dadurch die Bronchien verengt und somit einen Asthmaanfall auslöst. Auch durch Verschlucken können kleine Mengen von Magensaft in die Atemwege gelangen. Ein Schutzmechanismus sorgt dafür, dass sich die Bronchien zusammenziehen und es kommt so zur Asthma-typischen Atemnot.

Zeigen Asthma-Medikamente keine Wirkung, dann können Medikamente, die die Säurebildung im Magen verhindern (sog. Protonenpumpenhemmer) eventuell Abhilfe schaffen. Oft ist jedoch bei Reflux-bedingtem Asthma eine medikamentöse Behandlung nicht ausreichend, dann kann ein operativer Eingriff helfen.

Die Operation wird laparoskopisch (Knopflochchirurgie), minimal-invasiv durchgeführt. Über kleine Schnitte in die Haut werden eine Videokamera und Operationsinstrumente in die Bauchhöhle eingebracht. Zuerst wird der - bei Reflux - fast immer vorhandene Zwerchfellbruch korrigiert. Danach wird aus Magen-Gewebe eine Manschette um die Speiseröhre am Übergang in den Magen gelegt ("laparoskopische Fundoplication"). Dadurch wird die Schließmuskelfunktion unterstützt und der Magensaft kann nicht mehr in die Speiseröhre fließen. Der Eingriff erfordert in diesem Bereich erfahrene Chirurgen und sollte laut Empfehlung der österreichischen Gesellschaft für Magen-, Darm- und Lebererkrankungen (Gastroenterologie und Hepatologie) nur an spezialisierten Reflux-Zentren durchgeführt werden.

Am Schwerpunktkrankenhaus Krems in Niederösterreich besteht ein Kompetenzzentrum für Sodbrennen (gastroösophageale Funktionsstörungen), wo jährlich über 100 operative Eingriffe bei Refluxerkrankungen durchgeführt werden. Damit gilt Krems als eines der großen Zentren Österreichs mit Reflux-Erfahrung und wird durch die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen diese Position weiter festigen.

Rückfragehinweis: Pro+Co, T: +43/1/470 63 20
Dr. Elke Zuckermann: ez@proco.at
Christiane Fuchs-Robetin: fuchs-robetin@proco.at



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