Modern Times

Die Sentinelbiopsie
von Dr. Susanne Taucher

Eine neue Entwicklung in der Chirurgie bei bösartigen Erkrankungen der Brust ist die Sentinel node biopsy (Sentinel = Wächter). Die Grundlage für diese schonende Operationsmethode ist die Idee, dass der Lymphabstrom von der Brust in die Achselhöhle ähnlich aufgebaut ist wie ein Baum mit seinen Ästen, die sich verzweigen. An der Pforte zur Achselhöhle steht der Wächterlymphknoten oder Sentinel-node (somit am Stamm des Baumes). Tumorzellen, die von der Brust in die Achselhöhle verschleppt werden, müssen an diesem Sentinel vorbei. Wenn der Sentinel tumorfrei ist, so müssen auch die anderen Lymphknoten in der Achselhöhle tumorzellfrei sein. Falls sich im Sentinel Tumorzellen finden, können auch weitere Lymphknoten befallen sein. Es gibt sehr häufig nicht einen einzelnen Sentinel, oft sind es 2 oder sogar noch mehr Wächterlymphknoten.

Darstellung des Wächterlymphknotens

Es gibt zwei Methoden zur Darstellung des Sentinel-lymphknotens.

1. Farbstoffmethode: Es wird während der Operation ein spezieller blauer Farbstoff unter die Haut der erkrankten Brust gespritzt. Dieses "Blau" wandert entlang der Lymphbahnen in wenigen Minuten in die Achselhöhle und färbt Lymphgefässe und den Sentinellymphknoten blau an. Er ist dann für den Chirurgen/in gut sichtbar und kann bei der Operation entfernt werden.

Abbildung 1 u. 2

2. Szintigraphische Sentineldarstellung: Vor der Operation wird radioaktiv markiertes Material im Bereich des bösartigen Tumors unter die Haut gespritzt. Dieses radioaktive Material wandert entlang der Lymphbahnen zum Sentinel und reichert sich im Wächterlymphknoten an. Mit einer Gammakamera kann die Radioaktivität dargestellt werden. Es wird noch vor der Operation ein Bild angefertigt und während der Operation wird der radioaktive (oder "heisse") Sentinel mit einer kleinen Gammakamera aufgesucht und entfernt.

Abbildung 3

Aufarbeitung des Sentinels

Noch während der Operation wird der Sentinel (bzw. die Sentinels) in einer Schnellschnittuntersuchung unter dem Mikroskop angeschaut. Der Pathologe hat die schwierige Aufgabe zu sehen, ob Tumorzellen vorliegen oder nicht. Bei tumorzellfreiem Sentinel müssen keine weiteren Lymphknoten der Achselhöhle entfernt werden. Wenn Tumorzellen im Sentinel zu finden sind, müssen auch die weiter oben in der Achselhöhle liegenden Lymphknoten (dünnere Äste des Baumes) entfernt und angeschaut werden, um zu sehen ob noch mehr Lymphknoten befallen sind.

Vorteile der Sentinelbiopsie

Der chirurgische Eingriff ist für die betroffene Frau kaum belastend. Der Hautschnitt ist klein, die Schmerzen nach der Operation sind geringfügig, der Spitalsaufenthalt ist kurz.

Nachteile der Sentinelbiopsie

Die Sentinelbiopsie ist nicht in jedem Fall von Brustkrebs geeignet zur operativen Abklärung der Lymphknoten in der Achselhöhle. Die Schnellschnittdiagnostik des Sentinels ist aufwendig und schwierig.

Die Operationstechnik muss sorgfältig erlernt werden, eine genaue Qualitätskontrolle ist unbedingt notwendig. Es gibt dazu entsprechend strenge Richtlinien in Österreich. Einige Krankenhäuser in Österreich erfüllen die Kriterien bereits, insbesondere jene Abteilungen, die sich intensiv mit der Behandlung von Brustkrebs beschäftigen.


Dr. Susanne Taucher Dr. Susanne Taucher
Univ.klinik für Chirurgie
Klin.Abt.für Allgemeinchirurgie
1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
Tel: 40400-5621, Fax: 40400-5641
email: susanne.taucher@univie.ac.at


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