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Endocinch - die endoskopische Nähmaschine

Endocinch Der Geschicklichkeit von endoskopierenden Ärzten sind bekanntlich nur wenige Grenzen gesetzt. Trotzdem blieben anatomisch schwierig zugängliche Strukturen nur entsprechend aufwendige und maximal traumatisierende Operationen vorbehalten. Dies hat sich durch die Entwicklung neuer minimal invasiver Techniken bereits deutlich geändert. Doch nicht genug. Jetzt kommt eine endoskopische Nähmaschine auf uns zu.

Der operative Eingriff bei der gastroösophagealen Refluxerkrankung (das Zurückfliesen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre bei einem schwachen Schließmuskels am Mageneingang führt zu einer schmerzhaften entzündlichen Reaktion der Speiseröhre), kam durch den aufwendigen und wenig gewebeschonenden Operationsmethode nach Nissen zunehmend in den Hintergrund. Gleichzeitig wurde durch eine medikamentöse Therapie früher mit H2-Blockern und derzeit durch die Protonenpumpeninhibitoren eine ausgezeichnete medikamentöse Therapie angeboten. Die natürliche Abneigung vor allem jüngerer Patienten gegen eine medikamentöse Langzeittherapie und die Tatsache, dass so zwar eine Symptomfreiheit erzielt werden konnte, ein Absetzen der Therapie aber prompt zum Rückfall führte, führte zur Entwicklung neuer chirurgischen Therapien. Die laparoskopische Fundoplicatio war eine Umsetzung der Nissenschen Operationsmethode mit minimal invasiven Maßnahmen, modifiziert durch Details, die das Ergebnis einer ausgefeilten präoperativen Diagnostik waren.

Nun steht auch ein endoskopischen Nahtsystem zur Verfügung, mit welchem Nähte am Übergang von Speiseröhre zu Magen gelegt werden können, sodass der Reflux von saurem Mageninhalt verhindert werden soll. Das einzigartige an diesem System ist, dass die Nähte mit Hilfe eines, durch den Mund des Patienten eingebrachten Endoskopes gelegt werden und kein Hautschnitt mehr notwendig wird. Der Eingriff, für den keine Narkose erforderlich, dauert 30-60 Minuten und ist ambulant durchführbar.

Im Prinzip funktioniert das von der Firma Bard unter dem Nahmen EndoCinch angebotene System wie eine Nähmaschine. Ein Aufsatz auf der Spitze des Endoskopes führt die Nähnadel, die über einen Handgriff gesteuert wird. Das Endoskop wird an das Zielgewebe vorgeführt. Durch ein seitliches Fenster (1 cm im Durchmesser) wird eine Falte der Speiseröhrenwand in die Kammer angesaugt, sodass die Nadel den Faden durch die gesamte Wand durchführen kann. Damit ist der erste Stich gelegt. Das Endoskop wird nun komplett zurückgezogen, neuerlich eingeführt und um 90 Grad versetzt nochmals eine Naht gelegt. Außerhalb des Patienten werden die Fäden geknüft und der Knoten mit dem Endoskop bis zur Stichstelle geschoben. Der überstehende Faden wird abgeschnitten, wodurch der Eingriff beendet wird. Es resultiert eine Einengung am Mageneingang.

Von seiten der Herstellerfirma werden folgende Vorzüge angeführt. So soll es neben einer 70% Reduzierung aller Symptome zu einem 75% Rückgang des Medikamentenverbrauches kommen. Inwieweit diese Angaben wissenschaftlicher Überprüfung standhalten, kann mit Interesse erwartet werden. In Österreich ist das System bislang nur beschränkt verfügbar. So wird es z.B. in der Wiener Rudolfstiftung von Dr. Pulgram angewandt.

Hinweis: Im Video-Bereich von Chirurgie-Online finden Sie auch ein Video, welches die Anwendung dieser neuen Technik veranschaulicht: Video Endicinch


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