Endoskopie im Kindesalter
von W. Geißler
Auch im Kindesalter hat die Endoskopie vor allem durch die zunehmende Verbesserung der Gerätetechnik einen hohen Stellenwert erlangt. Durch die Entwicklung dünnster Endoskopie mit hohem Auflösungsvermögen wurden diese auch für Kinder anwendbar.
Ein wesentlicher Unterschied zur Endoskopie von Erwachsenen ist, dass die Untersuchungen in der Mehrzahl der Fälle in Narkose durchgeführt werden müssen. Voraussetzung für die Untersuchung ist deshalb zumindest eine Narkosemöglichkeit, ein auf die entsprechende Alterstufe abgestimmtes Instrumentarium und ein erfahrener Untersucher. Die Durchführung der Untersuchungen erfolgt zumeist durch einen erfahrenen Kinderchirurgen, wobei ab dem 10. Lebensjahr eine Endoskopie bereits auch ergänzend durch andere Fachärzte angeboten wird.
Endoskopische Untersuchungen müssen bereits an vielen Organen durchgeführt werden:
an den Atemwegen: Laryngotracheobronchoskopie
an den Harnwegen: Urethrocystoskopie
am Verdauungstrakt: Ösophagogastroduodenoskopie, Colonoskopie, Rektoskopie
in der Bauchhöhle: Laparaskopie
an Gelenken: Arthroskopie
Ebenso wie in der Erwachsenenmedizin sind im Rahmen der Endoskopien minimal invasive Eingriffe möglich- allerdings wird hier die Indikation auf Grund der anderen Krankheitsbilder und der Größenverhältnisse weniger oft gestellt.
Endoskopie des Verdauungstrakts
Ösophagoskopie
Die Untersuchung ist sowohl starr als auch flexibel möglich und wird in der Regel in Narkose vorgenommen. In den letzten Jahren hat sich die flexible Endoskopie immer mehr etabliert, sodass die starre Ösophagoskopie nur mehr in Ausnahmefällen durchgeführt wird.
Indikationen
Verätzungen der Speiseröhre mit Säure oder Lauge
Stenosen (z. B. nach Laugenverätzung, nach gastroösophagealem Reflux, nach einer
Ösophagusatresie und auch bei angeborenen Verengungen)
Entzündungen (vor allem bei einem gastroösophagealen Reflux)
Blutungen (Mallory-Weiss-Syndrom, Ösophagusvarizen bei congenitaler Leberfibrose)
Fremdkörper bleiben in Speiseröhre vor Engstellen stecken oder werden bei
Motilitätsstörungen der Speiseröhrenmuskulatur nicht weiter transportiert
maligne Tumore des Ösophagus sind ausgesprochen selten, häufiger sind
Raumforderungen, die eine Einengung des Ösophagus von außen oder
Verlagerung verursachen
Gastroduodenoskopie
Die Untersuchung erfolgt mit dem flexiblen Endoskop zumeist in Narkose - die Technik der Untersuchung ist ident zum Vorgehen beim Erwachsenen. Es wird immer nicht nur die Untersuchung des Magens sondern auch des Zwölffingerdarms angestrebt.
Die häufigsten Indikationen sind:
häufig wiederkehrende Schmerzen im Oberbauch
Verätzung mit Säure (z.B. Lötwasser). Laugen werden durch die Magensäure neutralisiert
und verursachen daher zumeist nur eine Schädigung der Speiseröhre.
Geschwüre (Ulcera) mit oder ohne Blutung
verschluckte Fremdkörper: Tabletten, Knopfbatterien, Knöpfe, kleine Kugeln, etc
Raumforderungen (Duplikatur, Tumore, Polypen etc.)
Rektoskopie, Coloskopie
Hauptursache für die endoskopische Untersuchung des Darms ist die unklare Blutung aus dem Anus. Sowohl die Rektoskopie wie auch die Coloskopie sollten in dieser Alterstufe in Narkose durchgeführt werden, da sie zumeist eine große psychische Belastung für die Kinder darstellen. Je nach der Höhe der zu erwartenden Pathologie wird eine Untersuchung des Mastdarmes oder des gesamten Dickdarmes vorgenommen.
Die Vorbereitung zur Rektoskopie besteht in einem kleinen Fertigeinlauf (z.B. Clysmol) eine Stunde vor der Untersuchung. Wegen der Narkose ist zusätzlich eine 6stündige Nahrungskartenz notwendig.
Die häufigsten Indikation zur Rektoskopie sind:
- Verdacht auf einen Rektumpolypen bei unklaren Blutabgängen
- chronische Analfissur
- rektale Gewebeentnahme zum Ausschluss eines M. Hirschsprung (angeborene Erkrankung mit Verminderung oder Fehlen von Nervenzellen im Darm)
Analrhagaden (oberflächliche Einrisse oder Abschürfungen) als häufigste Ursache der Blutabgänge stellen im Kleinkindesalter keine Indikation für ein endoskopisches Vorgehen dar. Da als Hauptursache für diese Einrisse der harte Stuhl angenommen wird, sind hier eine konsequente Stuhlregulation mit verbesserter Analhygiene die Methoden der Wahl. Häufig kommt es Folge des analen Schmerzes zu einem zunehmenden Stuhlverhalten mit oft heftigen Krämpfen. Hier erscheint eine Stuhlregulation per oral sinnvoller als abführende Maßnahmen mit Clysmol.
Vorbereitung zur Coloskopie
Die letzte Mahlzeit sollte am Mittag des Vortages sein. Anschließend wird eine abführende Medikation (z.B. X-Prep 1ml/kg KG eingenommen. Wichtig ist auf jeden Fall auf eine reichliche Flüssikeitszufuhr zu achten. Zusätzlich wird am abend und in der Früh noch jeweils ein Fertigeinlauf verabreicht. Wie immer ist vor einer Narkose auf eine 6stündige Nahrungskarenz zu achten.
Die Indikationen sind:
wenn die Blutungsquelle rektoskopisch nicht klärbar ist
Verdacht auf. Colonpolyp bzw familiäre Polypose
chronisch entzündliche Darmerkrankung (Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn)
eosinophile Colitis (häufige Blutungsursache im Säuglingsalter)
Raumforderung: bösartige Tumore des Colons sind im Kindesalter eine extreme
Rarität, häufiger sind Kompressionen von außen
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